Inwieweit sind Einwände gegen Lernkarten berechtigt?
Einwand, Nummer 1
„Mir sind meine üblichen Aufzeichnungen / Seminar-Mitschriften zum Wiederholungs-Lernen lieber, weil sie mir eher den Gesamtzusammenhang des Lerninhalts vermitteln.“
Erwiderung
Das Eine schließt das Andere nicht aus!
Obwohl es durchaus auch möglich ist, durch Lernkarten einen größeren Zusammenhang abzufragen bzw. darzustellen, liegt der Hauptnutzen solcher Karten darin, den in kleinere Einheiten aufgeteilten Lerninhalt einzeln wiederholend lernen und prüfen zu können. Das ermöglicht die Einteilung in ‚erinnerbar / gewusst‘ und ’noch nicht erinnerbar / noch nicht gewusst‘.
Weitere Wiederholungen beschränken sich prinzipiell nur auf die Lerninhalte, die zunächst noch nicht beherrscht wurden / noch nicht erinnert werden konnten.
Sowohl in Prüfungen als auch im Alltagsleben ist es erforderlich, auch viele Einzelfragen richtig beantworten zu können …
Einwand, Nummer 2
„Mir ist die Arbeit, Lernkarten zu schreiben, viel zu aufwändig; ich fange lieber gleich mit dem ‚richtigen‘ Lernen an.“
Erwiderung
Auch das Erarbeiten geeigneter Fragen und Antworten ist ein effizienter Lernprozess!
Das Erstellung guter Frage- / Antworttexte muss nicht viel zeitaufwändiger sein. – Sonderpunkt: So erstellen Sie Lernkarten sogar bei großen Zeitdruck.
Das unbedingt erforderliche Wiederholungs-Lernen mit Hilfe von Lernkarten führt sogar zu erheblichen Zeit- und Energie-Einsparungen!
Darüber hinaus: Es ist möglich und sinnvoll, Lernkarten-Texte in Lern-Arbeitsgemeinschaften zu erstellen. Das hat den Vorteil, dass auf jeden Beteiligten nur ein Bruchteil der Gesamtarbeit entfällt, aber anschließend jeder Beteiligte den Nutzen aus einer kompletten Karten-Sammlung ziehen kann. – Die Software memoCARD ermöglicht das mehrfache Ausdrucken der erstellten Texte auf ganz einfache Art. Bei virtuellen Lernkarten brauchen die betreffenden Dateien nur kopiert zu werden.
Sofern fertige Karten-Sammlungen zum gewünschten Lerninhalt (kostenfrei oder kostenpflichtig) angeboten werden, ist es ökonomischer, diese fertigen Sammlungen zu erwerben: Die eingesparte Zeit für die ansonsten erforderliche Erarbeitung entsprechender Frage- / Antworten ist im Normalfall deutlich höher zu bewerten als der Lern-Nutzen des Selbst-Erstellens – auch unter Berücksichtigung der Kosten für den Erwerb der fertiger Karten-Sammlungen.
Kinder und jugendliche Schüler sollten die Lernkarten jedoch selbst erstellen; hier steht das Lernen durch Erarbeiten im Vordergrund und nicht der Zeitaufwand für das Erstellen.
Einwand, Nummer 3
„Das häufige Durcharbeiten von Lern-Inhalten mit Hilfe von Lernkarten ist genauso stupide wie normales Einhämmern / Pauken!“
Erwiderung
Das Prinzip der Lernkarten besteht darin, dass man sich mit Fragen zum Lerninhalt auseinandersetzt und dabei prüft, inwieweit man die Antworten hierzu bereits wiedergeben kann. Das ist eher ‚Heraus-Holen‚ als ‚Hinein-Hämmern‘!
In dem Moment, in dem der Lernende bestimmte Lerninhalte nicht erinnern kann, nimmt er überhaupt wahr,
- dass er sie noch nicht beherrscht und
- um welche Inhaltsteile es sich konkret handelt.
Manchmal reicht allein schon die in diesem Moment bewusste Wahrnehmung dieses ’schwierigen‘ Lerninhaltes aus, um auch ihn künftig zuverlässig erinnern zu können.
Besonders wirkungsvoll wäre es, wenn sich der Lernende bei dieser Gelegenheit gezielt überlegte, wie er / über welche Gedankenkette er sich diesen Lerninhalt bei der nächsten Selbstabfrage abrufen will! (Lernen ‚aus dem Kopf heraus‘.)
Der beste Weg hierfür ist, sich noch einmal den Sinn-Zusammenhang bewusst zu machen. – Kapieren (‚verstehendes Lernen‘) reicht jedoch häufig nicht aus:
- Es gibt Informationen, die Sie nicht durch Verstehen lernen können: Der Mont Blanc ist 4.809 m hoch. Berlin liegt an der Spree. Ihr neuer Gesprächspartner heißt ‚Müller‘, obwohl er keiner ist. ‚Köpek‘ ist die türkische Vokabel für ‚Hund‘. ‚Vogel‘ wird mit ‚F‘ gesprochen (genauso wie Fliege und Fledermaus), aber mit ‚V‘ geschrieben …
- Viele Informationen möchten Sie sich zwar einprägen, ohne sich jedoch zuvor mit den Hintergründen / mit den sachlichen Zusammenhängen befassen zu wollen: Die Uhr wird bei Umstellung auf die Sommerzeit vor- und bei Umstellung auf die Winterzeit zurückgestellt. – Einen Dieselmotor sollten Sie nicht mit Benzin betreiben. – mp3-Dateien sind – ohne hörbare Verluste – viel kleiner als andere Audio-Dateien. – Eine einzelne Schneeflocke kann mehrere Zentimeter groß werden.
- Manche objektiv begründbaren Lerninhalte können Sie persönlich (noch) nicht verstehen. Sie wollen sich die betreffenden Fakten aber dennoch merken. – Sofern es Ihnen gelingt, die betreffenden Fakten (mittels ‚kreativem Lern-Denken‘) einzuprägen, werden Sie die Hintergründe / Zusammenhänge zu einem späteren Zeitpunkt eher doch noch verstehen!
- Es gibt Informationen, zu denen Sie zwar fachkundig sind, die Sie aber nicht frei aus der Erinnerung darstellen können: eine von Ihnen selbst ausgearbeitete Rede oder, falls Sie zum Beispiel Student sind, die Inhalte mehrerer alternativer Klausurthemen, auf die Sie sich intensiv vorbereitet hatten.
Diese vier großen Bereiche, die durch ‚verstehendes Lernen‘ nicht abgedeckt werden, können Sie durch spezielle Denk-Techniken (‚kreatives Lern-Denken‘ / Gedächtnistraining) in den Griff bekommen.
Beispiel für ‚kreatives Lern-Denken‘: Im Frühjahr werden die Gartenmöbel aus dem Schuppen hervorgeholt; im Herbst werden sie wieder zurückgestellt – so auch die Uhr bei Umstellung auf Sommer- und Winterzeit …
‚Gedächtnis‘ kommt übrigens von ‚gedacht‘. ‚Kreatives Lern-Denken‘ ist eine erfolgreiche Lern- / Einprägungs-Methode für diejenigen Lerninhalte, die man sich nicht auf sinnvolle, logische Weise einprägen kann oder will (siehe die obigen vier Begründungen).- ‚Kreatives Lern-Denken‘ macht die unsägliche Paukerei nahezu überflüssig!
Sofern Sie Lernkarten in Verbindung mit der Lernkartei / Lernbox nach Sebastian LEITNER verwenden, wiederholen Sie die ‚einfachen‘, also die jeweils gewussten Lerninhalte maximal nur fünf Mal, aber in immer größer werdenden zeitlichen Abständen. So können Sie sich durch Selbstabfragen vergewissern, ob Sie den Lernstoff auch nach größeren zeitlichen Abständen (das letzte Mal u. U. nach drei bis sechs Monaten) noch immer beherrschen.
Alle fünf damit verbundenen (u. U. auch nur unbewussten) Lernerfolgs-Erlebnisse stellen aus lernpsychologischer Sicht ‚positive Verstärkungen‘ dar („Ich hab’s gewusst.“): Das ist eine gute Voraussetzung für langfristige Lernerfolge.
Also auch im Falle von ’noch nicht gewusst‘ braucht das Wiederholungs-Lernen mit Hilfe von Lernkarten und der Lernkartei / Lernbox nach Sebastian Leitner überhaupt nichts mit ‚Einhämmern‘ zu tun zu haben. Es kann stattdessen einen besonderen Impuls zum ‚gedächtnis-gerechten Lern-Denken‘ auslösen!
Einwand, Nummer 4
„Auf Karton / Papier ausgedruckte Karten sind in Zeiten von PC, Netbook, Smartphones und Tablet-Computern ein antiquiertes Lernhilfsmittel.“
Erwiderung, Teil A
Obwohl auf Karton / Papier ausgedruckte Lernkarten heutzutage als technisch antiquiert angesehen werden könnten, haben sie nach wie vor ihre Berechtigung – genauso wie die realen Zeitschriften und Bücher, die im technischen Wettbewerb zu online-Magazinen sowie zu eBooks stehen und noch immer bestehen! (Es gab noch nie so viele ‚richtige‘ Zeitschriften wie heute.)
Es gibt viele Lernende, die ohnehin intensiv am PC arbeiten (müssen) bzw. lernen; für sie ist es eine angenehme Abwechslung, mit einem ganz einfachen, realen Hilfsmittel wiederholend lernen zu können.
Ein Päckchen Karten kann man immer und überall bei sich haben: in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Wartezimmer, auf der Wohnzimmer-Couch, … – sie sind sofort nutzbar; bevor das Notebook hochgefahren ist, hat man die ersten Karten-Inhalte bereits wiederholend bearbeitet …
Erwiderung, Teil B
Es gibt mehrere Softwareprogramme, mit deren Hilfe der Lernende auch virtuelle Lernkarten erstellen und sie in einer virtuellen Lernbox lernend wiederholen kann.
Die Lernkarten-Software ‚memoCARD‚ ermöglicht es, Karten komfortabel auszudrucken und / oder sie als virtuelle Karten innerhalb der virtuellen Lernbox auf einem PC lernend zu wiederholen. Der Lernende kann also zwischen realen und virtuellen Lernkarten wählen bzw. sowohl als auch!
Ich verwende Lernkarten erst, seitdem ich mich als Trainer in der Erwachsenen-Weiterbildung selbstständig gemacht hatte. Damals war ich schon 35 Jahre alt. Leider hatte ich dieses einfach geniale / genial einfache Lernhilfsmittel nicht schon viel früher kennen gelernt: weder in der Schule, noch in der Ausbildung, noch im Studium, noch als hauptberuflicher Ausbilder / Trainer in drei Groß-unternehmen …
Nach meiner Erfahrung mit Lernenden und mit Bildungs-Profis werden die Einwände gegen Lernkarten in erster Linie von denjenigen Personen vorgetragen,
- die zuvor niemals selbst mit diesem Lerninstrument gearbeitet hatten,
- die Lernkarten zwar in der Schulzeit verwendet hatten / schreiben mussten (Vokabel-Kärtchen) und dieses Hilfsmittel nun mit negativen Assoziationen verknüpfen, die allerdings mehr etwas mit ‚Schule‘ allgemein als mit diesem Hilfsmittel zu tun haben,
- die Lernkarten nur als Vokabel-Kärtchen kennen gelernt, aber keine Gelegenheit hatten, das zugrunde liegende Prinzip auch auf alle anderen Wissensinhalte zu übertragen, zum Beispiel auf Personalwesen, Geschichte, Verkaufsargumentation, VWL, BWL, Jura, Medizin, …
Interessantes auch hier: memoPower-Shop